Türkei leugnet noch immer den Völkermord an den Armeniern

Das Votum eines US-Kongressausschusses für eine Resolution zur Anerkennung des "Völkermordes" an den Armeniern in der Türkei hat unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen.

Während
Armenien die Entscheidung begrüßte, reagierte die Türkei mit heftiger
Kritik. Das Weiße Haus nahm das Votum mit einer Distanzierung auf. "Wir
verstehen die Gefühle, die das tragische Leiden der Armenier bei den
Menschen auslöst", sagte ein Sprecher, dennoch sei Präsident George W.
Bush "zweifellos enttäuscht". Bush befürchte, dass die Abstimmung die
Beziehungen zur Türkei belasten könnte.

"Im
Krieg gegen den Terror spielt die Türkei eine entscheidende Rolle",
sagte der Sprecher des Weißen Hauses. Das Votum sei "problematisch für
alles, was wir im Nahen Osten machen und könnte unseren Anstrengungen
schaden". Wie ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates mitteilte,
rief Bush seine Berater auf, die Resolution zu stoppen. Die Mitglieder
des Auswärtigen Ausschusses im Repräsentantenhaus hatten am Mittwoch
für die Resolution gestimmt.

US-Verteidigungsminister
Robert Gates warnte vor Repressalien der Türkei. Das Land sei "äußerst
wichtig", um die Versorgung der US-Truppen im Irak zu gewährleisten.
Die US-Armee nutzt derzeit auch einen Luftwaffenstützpunkt im Süden der
Türkei.

Der
türkische Präsident Abdullah Gül bezeichnete in Ankara die
Entschließung als "nicht akzeptabel". Er warf den Kongressabgeordneten
vor, die US-Interessen für "kleinliche Spiele der Innenpolitik" zu
riskieren.

Die
Türkei berief ihren Botschafter aus Washington zurück. "Es ist normal,
dass der Botschafter nach einer solchen Kongress-Entscheidung zu
Beratungen zurückgerufen wird", sagte der türkische Außenamtssprecher
in Ankara. Es sei nicht klar, wann der Diplomat in die US-Hauptstadt
zurückkehren werde.

Der
armenische Präsident Robert Kotscharian begrüßte hingegen die
Resolution. "Die Tatsache, dass die Türkei die Anerkennung (des
Völkermordes) ablehnt, erlaubt es ihr nicht, andere Länder ebenfalls
dazu zu zwingen, die historische Wahrheit zu verleugnen", sagte er in
Brüssel.

Bei
Massakern und Vertreibungen im damaligen Osmanischen Reich kamen
zwischen 1915 und 1917 nach armenischen Angaben mehr als 1,5 Millionen
Armenier ums Leben, nach türkischen Angaben zwischen 250.000 und
500.000. Die Türkei lehnt die Einstufung der Verbrechen als Völkermord
ab.