Die Ermordung Hrant Dinks – ein Anschlag auf die Meinungsfreiheit

Die armenische Gemeinschaft in Deutschland und alle Armenier weltweit sind entsetzt über den heute verübten feigen Mord an Hrant Dink. Der Herausgeber und Chefredakteur der in Istanbul erscheinenden armenischen Wochenzeitung AGOS war die Stimme der Armenier in der Türkei. Zugleich war er immer ein unbeugsamer Kämpfer für Demokratie und Gerechtigkeit. Die Nachricht von der Ermordung Hrant Dinks hat bei uns tiefe Trauer und Betroffenheit hervorgerufen. Wie kein anderer hat Hrant Dink durch seinen Mut, seine Unbeugsamkeit und seine Kritik der türkischen Leugnungspolitik am Völkermord an den Armeniern, den Hass faschistischer Kreise und des türkischen Staates auf sich gezogen.

Hrant Dink
hat Zeit seines Lebens standhaft und mit Überzeugung für seine Ideale gekämpft
und sich dabei nie durch Drohungen einschüchtern lassen. Er war sich der
Gefahr, der er sich durch seinen Einsatz für Recht und Wahrheit ausgesetzt war,
immer bewusst. Nach dem Militärputsch von 1980 wurde er mehrmals inhaftiert. Im
Oktober 2005 wurde er wegen „Beleidigung des Türkentums" zu sechs Monaten auf
Bewährung verurteilt. Im Juli 2006 bestätigte das höchste Berufungsgericht
dieses Urteil. Die Proteste gegen den Maulkorbparagraphen 301, haben bislang
leider keine Resultate gezeigt. Die Verurteilung Hrant Dinks durch ein Gericht
reichte den extremistischen türkischen Nationalisten nicht: Mit der Ermordung
des armenischen Journalisten wollten sie zeigen, wie sie das „Türkentum" zu
verteidigen gedenken.

Der Tatort
für diesen abscheulichen Mord - das Redaktionsgebäude der Zeitung AGOS -  ist symbolhaft: Die tödlichen Schüsse auf
Hrant Dink galten nicht nur dem mutigen Armenier, der sich unermüdlich für die
Rechte der Armenier in der Türkei eingesetzt hat und deshalb zur Zielscheibe
der fanatischen türkischen Nationalisten wurde. Dieser Mord ist zugleich ein
blutiger Anschlag gegen die Meinungsfreiheit und Demokratie, für die Dink sich
immer eingesetzt hat. Im Mai 2005 wurde Hrant Dink in Hamburg mit dem Henri
Nannen Preis ausgezeichnet. Die spontanen Trauerbekundungen in Istanbul zeigen,
dass die Ermordung Hrant Dinks auch innerhalb demokratische Öffentlich in der
Türkei Entsetzen, Trauer und Empörung hervorgerufen hat.

Unser
tiefstes Beileid und Mitgefühl gilt Hrant Dinks Ehefrau Rakel, seinen Kindern
und allen seinen Angehörigen.

 

Zentralrat der
Armenier in Deutschland
Frankfurt
am Main, 19.01.2007