Hrant Dink
hat Zeit seines Lebens standhaft und mit Überzeugung für seine Ideale gekämpft
und sich dabei nie durch Drohungen einschüchtern lassen. Er war sich der
Gefahr, der er sich durch seinen Einsatz für Recht und Wahrheit ausgesetzt war,
immer bewusst. Nach dem Militärputsch von 1980 wurde er mehrmals inhaftiert. Im
Oktober 2005 wurde er wegen „Beleidigung des Türkentums" zu sechs Monaten auf
Bewährung verurteilt. Im Juli 2006 bestätigte das höchste Berufungsgericht
dieses Urteil. Die Proteste gegen den Maulkorbparagraphen 301, haben bislang
leider keine Resultate gezeigt. Die Verurteilung Hrant Dinks durch ein Gericht
reichte den extremistischen türkischen Nationalisten nicht: Mit der Ermordung
des armenischen Journalisten wollten sie zeigen, wie sie das „Türkentum" zu
verteidigen gedenken.
Der Tatort
für diesen abscheulichen Mord - das Redaktionsgebäude der Zeitung AGOS - ist symbolhaft: Die tödlichen Schüsse auf
Hrant Dink galten nicht nur dem mutigen Armenier, der sich unermüdlich für die
Rechte der Armenier in der Türkei eingesetzt hat und deshalb zur Zielscheibe
der fanatischen türkischen Nationalisten wurde. Dieser Mord ist zugleich ein
blutiger Anschlag gegen die Meinungsfreiheit und Demokratie, für die Dink sich
immer eingesetzt hat. Im Mai 2005 wurde Hrant Dink in Hamburg mit dem Henri
Nannen Preis ausgezeichnet. Die spontanen Trauerbekundungen in Istanbul zeigen,
dass die Ermordung Hrant Dinks auch innerhalb demokratische Öffentlich in der
Türkei Entsetzen, Trauer und Empörung hervorgerufen hat.
Unser
tiefstes Beileid und Mitgefühl gilt Hrant Dinks Ehefrau Rakel, seinen Kindern
und allen seinen Angehörigen.
Zentralrat der
Armenier in Deutschland
Frankfurt
am Main, 19.01.2007