Wegen der schweren Krankheit des armenischen Patriarchen von
Konstantinopel, Mesrob II. (Mutafyan), will sich die
armenisch-apostolische Kirche in der Türkei neu organisieren. Mesrob
II. soll ein "Ko-Patriarch" zur Seite gestellt werden, wie aus
kirchlichen Kreisen verlautete. Demnächst soll ein offizieller Antrag
in diesem Sinn an die Regierung in Ankara gestellt werden. Informell
hatte am Wochenende bereits Erzbischof Aram Atesyan, der derzeit die
Geschäfte führt, bei Ministerpräsident Recep T. Erdogan vorgefühlt.
Nach
türkischem Gesetz brauchen die christlichen Kirchen zur Wahl eines
Patriarchen eine staatliche Genehmigung. Bei der Patriarchenwahl 1998
hatte sich dies monatelang hingezogen. Die Behörden versuchten damals
zeitweise, die Wahl Mutafyans zu verhindern. Mit ähnlichen
Schwierigkeiten wird diesmal nicht gerechnet, da sich die Regierung
Erdogan um ein besseres Verhältnis zu den christlichen Minderheiten
bemüht.
Der 53-jährige Mesrob II. leidet an einer rasch
fortschreitenden Gehirnerkrankung, die sein Erinnerungsvermögen und
seine Aufmerksamkeitsspanne stark beeinträchtigen. Atesyan führt
deshalb seit vergangenem Jahr die Amtsgeschäfte. Kirchenintern hatte
die Erkrankung des Patriarchen einen heftigen Streit darüber ausgelöst,
ob er im Amt bleiben oder abgelöst werden soll.
Mit seiner
Entscheidung zugunsten eines "Ko-Patriarchen" will der Geistliche Rat
die Debatte offenbar beilegen. Mesrob II. soll demnach lebenslang
Patriarch bleiben. Für das Amt an seiner Seite wollen sich laut einem
Bericht der türkischen Tageszeitung "Hürriyet" außer Atesyan noch fünf
weitere Kandidaten bewerben. Sie seien zwar alle türkisch-armenischer
Herkunft, aber nicht alle türkische Staatsbürger.
http://www.kathweb.at/content/site/nachrichten/database/29181.html