Die ersten beiden Schritte beziehen sich auf die Aufarbeitung der
Vergangenheit: So soll zum einen eine unabhängige Historiker-Kommission
eingesetzt werden, die die Hintergründe der Massaker an den Armeniern
im Ersten Weltkrieg klären soll sowie die Frage, ob es sich hierbei um
einen "Völkermord" handelte. Drittländern soll die Teilnahme erlaubt
werden. Zum anderen will Armenien den Vertrag von Kars zwischen der
Sowjetunion und der Türkei aus dem Jahr 1921 anerkennen. Dieser
schreibt den momentan geltenden türkischen Grenzverlauf fest und war
von Jerewan für ungültig erklärt worden. Im dritten Schritt wird
angekündigt, dass die gemeinsame Grenze wieder geöffnet und
gegenseitige wirtschaftliche Vereinbarungen unterzeichnet werden sollen.
Bevor
eine türkische Botschaft in Jerewan und eine armenische in Ankara
eröffnet wird, sollen als viertes vorübergehend die Botschaften beider
Länder in der georgischen Hauptstadt Tiflis die entsprechende Aufgabe
übernehmen. Diese vier Schritte sollen als fünftes offiziell von den
Parlamenten der beiden Länder gebilligt werden.
Wann angesichts dieses Vorgehens die Öffnung der Grenze vollzogen
werden kann, ist momentan noch offen. Allerdings hält sich
standhaft das Gerücht, es könne anlässlich des Fußball-Länderspiels
beider Staaten am 14. Oktober hierzu kommen.
Momentan wird der Annäherungsprozess
zwischen der Türkei und Armenien allerdings noch von Aserbaidschan
gestört. Die Regierung in Baku hat Angst, dass sie durch die momentane
Entwicklung die türkische Unterstützung im Konflikt um die
Kaukasus-Enklave Berg-Karabach verlieren könnte. Als diese von Jerewan
1993 annektiert wurde, schloss Ankara seine Grenze zu Armenien, weil es
dieses Vorgehen ähnlich wie Aserbaidschan als Bruch des Völkerrechts
verstand. Um die Proteste vom Kaspischen Meer zu beschwichtigen, will
der türkische Regierungschef Tayyip Erdogan in den nächsten Tagen nach
Baku fliegen.
http://www.tagesschau.de/ausland/turkeiarmenien100.html