Es ist in
hohem Maße beunruhigend, dass der türkische Regierungschef offenbar alle in
Deutschland lebenden Türken, also auch die Deutschen türkischer Herkunft,
vereinnahmt. Er will damit offensichtlich Maßstäbe seines Landes auf die
Bildungspolitik Deutschlands übertragen und von Ankara aus die Oberaufsicht
führen.
Das heißt
auch, dass die Leugnungspolitik türkischer Geschichtsschreibung nach Europa
hinein verlängert werden soll: Den Völkermord an den Armeniern von 1915 hat es,
so das türkische Staatsdogma, nie gegeben. Eine solche Verfälschung der
Geschichte können wir nicht dulden.
Der ZAD
fordert vielmehr seit langem, dass das Thema Völkermord und Gewalt im 20.
Jahrhundert endlich Eingang in die deutsche Bildungspolitik findet und dass
sich Schulen und Universitäten verstärkt mit diesen Fragen auseinandersetzen.
Nur in einer offenen Beschäftigung mit der Geschichte ist die Gestaltung einer
gemeinsamen Zukunft möglich. Integration kann, gerade in diesem Punkt,
schmerzlich sein. Es gibt dazu aber keine Alternative. Wir vertrauen auf ein
friedliches Miteinander der Kulturen hier in unserem Land, das setzt jedoch den
Willen aller Beteiligten zur Integration, den Willen zu einem respektvollen
Dialog und ebenso den Willen zu einer unabhängigen und offenen
Auseinandersetzung mit unserer Herkunft und Geschichte voraus.
Zentralrat der
Armenier in Deutschland
Der
Vorstand
Frankfurt
am Main, 9.2.2008