Es steht
uns gut an, nun den Blick wieder in die Zukunft zu richten und unsere ganze
Kraft darauf zu verwenden, die Lage der Armenier in Deutschland zu verbessern,
die Gemeinden zu stärken, Selbstbewusstsein und Identität zu fördern. Wir
müssen weiter darum kämpfen, dass wir in unserer neuen Heimat zu Hause sein
können, dass wir als Teil einer multikulturellen Gemeinschaft anerkannt sind:
mit unserer Geschichte, mit all den Lasten, die wir seit nunmehr 93 Jahren mit
uns herumschleppen müssen. Erst wenn wir Frieden mit unserer Vergangenheit
schließen können, werden wir die Zukunft ganz für uns gewinnen. So weit aber
sind wir noch lange nicht.
Die
internationale Anerkennung des Völkermords
im Sinne der UN-Konvention, die Akzeptanz ihrer eigenen Geschichte durch
die Türkei, die Strafbarkeit der Völkermordlüge - all das sind Themen, die
unverändert auf der Agenda stehen. Dazu wird es notwendig sein, noch stärker
als bisher, die Sensibilität der deutschen Gesellschaft für die psycho-soziale
Lage von Völkermordopfern - und das sind nicht nur Armenier - zu fördern. Wir
dürfen es an keiner Stelle dulden, dass unsere Biografien - aus Rücksichtnahme,
diplomatischer Zurückhaltung oder auch nur aus Gleichgültigkeit - dem Spiel
beliebiger Relativierungen anheim gegeben werden.
Wir müssen
gemeinsam daran arbeiten, dass wir Gehör finden für unsere Forderungen. Dazu
gehört, dass wir in den wesentlichen Fragen einig sind und diese Einigkeit auch
nach außen demonstrieren. Nur so werden wir beispielsweise in Deutschland und
in Europa dafür werben können, dass es eine Aufnahme der Türkei in die EU nicht
ohne Anerkennung des Völkermords durch Ankara geben kann.
Es gibt
viel zu tun. Auch an uns selbst müssen wir arbeiten. Wenn ganze armenische
Gemeinden die Sprache ihrer Mütter und Väter verloren geben, muss uns das
alarmieren. Vielleicht gelingt es uns in Zukunft, Sprachlehrer aus Armenien und
Karabach für einen gewissen Zeitraum nach Deutschland zu holen? Unsere Kinder
brauchen das Wort und die Schrift, um später selbstbestimmt entscheiden zu
können, wie sie leben wollen. Wir dürfen sie nicht verloren geben.
Wir stehen
wenige Tage vor einem neuen Jahr. Da ist es guter Brauch, Vorsätze zu fassen,
Pläne zu schmieden. Und Wünsche zu äußern. Unser Wunsch für das kommende Jahr:
Dass wir es schaffen, in einer großen Kraftanstrengung gemeinsam zu agieren,
dass wir die Konflikte außen vor lassen können und unsere Kräfte bündeln für
die Aufgaben, die vor uns liegen.
Ihnen
allen, und jedem Einzelnen von Ihnen wünschen wir Erfolg, Gesundheit und die
Kraft, Ihr Leben auch immer ein wenig in den Dienst unserer armenischen
Gemeinschaft zu stellen. Wir wünschen Ihnen Glück. Glück bei Ihrem Plänen, in
Ihrem ganz persönlichen Leben. Und wir wünschen Ihnen eine gesegnete Weihnacht.
Lassen Sie uns Geburt und Taufe Christi in Frieden und Fröhlichkeit feiern,
freuen wir uns am Strahlen in den Augen unserer Kinder und Enkelkinder.
Im Namen
des Vorstandes
Dr. Sch.
Owassapian, Vorsitzender
Zentralrat der
Armenier in Deutschland
Frankfurt
am Main, 30.12.2008