Armenier beklagen Enteignungen in Ostanatolien

Hunderte Kirchen in der Region werden von Schatzsuchern geplündert und als Ställe ruiniert

Ankara, 1.12.08 (KAP) In
Ostanatolien geht nach Einschätzung eines Vereins von Nachkommen der 1915
vertriebenen Armenier die Enteignung von armenischem Eigentum weiter. Die
fortschreitende zweckfremde Nutzung armenischer Kirchen und Friedhöfe verstoße
gegen den Friedensvertrag von Lausanne, in dem der verlassene armenische Besitz
1923 ausdrücklich unter Schutz gestellt wurde, sagte der Vorsitzende des
Armenischen Solidaritätsvereins, Aziz Dagci, der Lokalzeitung "Batman Cagdas".

Beschwerden beim
Menschenrechtsausschuss des türkischen Parlaments über eine Enteignung in der
Provinz Batman seien ohne konkretes Ergebnis geblieben, erläuterte Dagci. Sein
Verein werde nun das Grundbuchamt verklagen und falls nötig bis vor das
Europäische Menschenrechtsgericht ziehen, um den Schutz und Erhalt der Kirchen
durchzusetzen.

In Anatolien verfallen tausende
armenische Kirchen, die seit der Vertreibung der Armenier zwischen 1915 und 1923
verwaist sind. Viele werden von der kurdischen Bevölkerung als Viehställe
genutzt; andere werden zerstört, um Häuser daraus zu bauen. Die Kirchen in der
Region seien von Schatzsuchern geplündert und durch Viehhaltung verdreckt,
klagte Dagci. Die Armenier selbst könnten sie aus Furcht vor Angriffen der
örtlichen Dorfbewohner nicht einmal betreten.

Im aktuellen Fall beklagt sich der
Solidaritätsverein, dass das Grundbuchamt in Batman armenische Kirchen als
leerstehende Häuser und Friedhöfe als freies Gelände ausgewiesen hatte, um sie
in Staatseigentum zu überführen.

Batman (kurdischer Name: Elih) ist
erst in den letzten Jahrzehnten durch die Ölindustrie zur Großstadt geworden.
Die Provinz war bis 1915 multikulturell und multireligiös. Auch heute gibt es
neben der kurdischen Mehrheitsbevölkerung einige jesidische
Dörfer.