Ungeachtet der Brisanz der Angelegenheit plant die Universität von
Edirne (Adrianopel) die Einrichtung eines armenischen Sprachinstituts.
Dies wäre ein absolutes Novum in der Türkei. Der Lehrgang soll bereits
im kommenden Jahr mit 20 Studenten starten.
Die Einrichtung
von Kursen zur Sprache und Literatur der Kurden und der christlichen
Minderheiten ist in der Türkei ein heikles politisches Thema. Als Folge
der Bemühungen um den EU-Beitritt hat sich in den vergangenen Jahren
das Bild aber nach Aussage einiger Rektoren verändert.
So
will der Rektor der Artuklu-Universität in Mardin, Serdar Bedii Omay,
Kurse in Aramäisch, der Sprache Jesu, sowie in Hebräisch, Kurdisch,
Persisch und Arabisch anbieten. Omay kündigte am Montag an, er plane
den Aufbau eines Instituts für Östliche Sprachen und Religionen. Die
Universität, die erst im vergangenen Jahr den Lehrbetrieb aufnahm, will
demnächst bei der Hochschulverwaltung den formellen Antrag in Ankara
stellen. Diese zeigte sich Presseberichten zufolge offen für die
Einrichtung der Kurse. Omay sagte, bei einem positiven Bescheid aus
Ankara könne das neue Institut im kommenden Jahr die Arbeit aufnehmen.
Mardin
im heute vorwiegend kurdisch besiedelten Südostanatolien liegt nahe der
Grenze zu Syrien; daher gibt es in der Gegend starke arabische
Einflüsse. Bis 1924 war das berühmte Kloster Der-ul-Zafaran bei Mardin
Sitz des syrisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien.