Schach-Olympiade: Sachsens hellste Köpfe kommen aus Armenien

Das Team aus Armenien gewinnt die Schach-Olympiade in Dresden. Das Mammutturnier wird zum Riesenerfolg mit 52 Millionen Zuschauern im Internet.

Den armenischen Schachgroßmeistern hat die Unterstützung ihres
Staatspräsidenten Glück gebracht. Sergej Sargissjan flog nach Dresden,
um die Sporthelden seines Landes zu unterstützen.

Am ersten Brett führte er am Dienstag den ersten Zug für Lewon
Aronjan gegen China aus, den Rest erledigten die Spieler aus dem
Kaukasus bei der Schacholympiade selbst: Armenien schlug die
Nachwuchsstars aus dem Reich der Mitte mit 2,5:1,5 und verteidigte den
Titel bei der Mannschafts-WM mit 19:3 Punkten. "Der Sieg hat große
Bedeutung für unser Land", befand Sargissjan freudestrahlend und
klopfte jedem Großmeister auf die Schulter.

Die Goldmedaille widmete das Quintett von Arschak Petrosjan
seinem Kameraden Karen Asrjan. Der Großmeister war während eines
Topturniers im Juni in Eriwan im Alter von 28 Jahren an Herzversagen
gestorben. "Das gigantische Ergebnis", wie Chefkommentator und
Großmeister Klaus Bischoff den Sieg nannte, verdanke Armenien den
"Monsterkillern" hinter dem in Berlin lebenden Aronjan (5,5:4,5
Punkte): Wladimir Akopjan (8:3), Gabriel Sargissjan (9:2) und Tigran
Petrosjan (7,5:3,5). Der Namensvetter von Staatschef Sargissjan
remisierte nach Petrosjans Erfolg über Li Chao bei der 2:1-Führung
gern, auch wenn er damit seine phänomenale Siegesserie abrupt beendete.

 

Israels Team, das die Armenier während des Mammutturniers mit 140
Mannschaften als einziges bezwingen konnte, wurde Zweiter vor den USA.
Die Ukraine fiel durch eine 0,5:3,5-Schlappe hinter die Amerikaner
(beide 17:5). Topfavorit Russland (16:6) blamierte sich als Fünfter mit
dem stärksten Nationalteam aller Zeiten. Nur einen Punkt dahinter folgt
bereits Deutschland I. Die Auswahl von Uwe Bönsch zählt zu den
positiven Überraschungen vor den mehr als 15.000 Besuchern im
Kongresszentrum und den 52 Millionen Zuschauern, die die rund 5500
Partien im Internet verfolgten.

Am Ende gab es jede Menge Lob, vor allem für die Veranstalter.
"Dresden war eine Schlüsselveranstaltung für den Sport", freute sich
der Präsident des Weltverbands Fide, Kirsan Iljumschinow. Und
Bundestrainer Uwe Bönsch schwärmte: "Noch nie hat es ein so großes
Turnier gegeben. Mit Ausnahme von Weltmeister Anand war alles am Start,
was im Schach Rang und Namen hat."

Deutsche Frauen enttäuscht

Bönsch lobte auch das eigene Team. "Wir können sehr zufrieden sein.
Wir lagen bis zur siebten Runde ganz vorne, ehe wir leider etwas
einbrachen", sagte Bönsch. Deswegen haderte er auch nicht mit dem
Verzicht auf Georg Meier. Der 21-jährige Neuprofi von Werder Bremen
zählte zu den fünf erfolgreichsten Spielern des Turniers - sammelte
seine herausragenden 7:2 Zähler aber nur für Deutschland II, das als
41. vier Plätze hinter Deutschland III landete. "Er wird das nächste
Mal für das A-Team nominiert", versprach Bönsch dem Jungstar Meier. Die
deutschen Frauen, die zum Abschluss Schweden 3:1 schlugen, zeigten sich
enttäuscht von Rang 21. "Wir wollten in die Top Ten", erinnerte
Spitzenspielerin Elisabeth Pähtz.

Der Weltverband Fide setzte am Rande der Olympiade das Duell
der WM-Herausforderer für den Februar in Sofia an: Der bulgarische
Weltranglistenerste Wesselin Topalow spielt dann mit Gata Kamsky (USA)
um 250.000 $ Preisgeld. Der Sieger trifft im September 2009 auf
Weltmeister Viswanathan Anand (Indien). Die nächste Olympiade findet
2010 in Sibirien statt. Den Zuschlag für 2012 erhielt Istanbul. Die
Türken stellen den Etat der Dresdner, den die Stadt und der Freistaat
mit decken mussten, weit in den Schatten. Er wächst von 4 Mio. auf 10
Mio. Euro. Mit 42.000 Trainern, die 1,7 Millionen Schüler unterrichten,
boomt der Denksport am Bosporus.