Gedenkveranstaltung für die Opfer des Genozids an den Armeniern

Am 24. April 2006 findet in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften um 19.00 Uhr die zentrale Gedenkfeier für die Opfer des Genozids an den Armeniern statt. Geladen sind Vertreter aus Politik, Kultur und Wissenschaft.

Die Gedenkreden werden
gehalten von Herrn Dr. Christoph Bergner MdB, Parlamentarischer
Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, und von dem Historiker Prof
Dr. Norbert Frei (Universität Jena). Sprechen wird außerdem Frau Karine
Kazinian, Botschafterin der Republik Armenien. Die Gedenkfeier wird von dem
Saxophonisten Koryun Asatryan, der Pianistin Nare Karoyan sowie den Schauspielern Geno Lechner und Werner Rehm
künstlerisch begleitet.

 

Weitere Gedenkfeiern in Frankfurt und Köln

Die Armenische Gemeinde in Hessen
veranstaltet am 23. April um 15.00 Uhr eine Gedenkfeier in der Begegnungsstätte
Weingarten, Am Weingarten 18-20, 60487 Frankfurt am Main. Die Gedenkrede wird
dort gehalten von Frau Kristin Platt (Institut für Diaspora- und
Genozidforschung an der Ruhr-Universität Bochum). Zudem wird Dr. Schawarsch
Owassapian, Vorsitzender des Zentralrats der Armenier in Deutschland, sprechen.

 

Die Armenische Gemeinde zu Köln
gedenkt am 24. April 2006 um 20.00 Uhr in der Armenischen Kirche (Allensteiner
Straße 5, 50735 Köln-Niehl) der Opfer des Genozids. Die Gedenkreden halten der
Schriftsteller und Publizist Dr. h.c. Ralph Giordano und die
Bundestagsabgeordnete Frau Ursula Heinen.

 

Ein Tag des Gedenkens, ein Tag der
Herausforderungen

Wenn in diesem Jahr am 24. April des
Genozids an den Armeniern und an den aramäischen Christen in der osmanischen
Türkei gedacht wird, so steht dieser Gedenktag immer noch unter den
Herausforderungen von Leugnung und Vergessen.

 

So ist auch heute jede armenische
Gemeinschaft, in der weltweit der Opfer des Genozids gedacht wird, damit
konfrontiert, die armenische Erfahrung erklären zu müssen. Was jedoch noch
gravierender ist: sie ist nach wie vor damit konfrontiert, in einer westlichen
Kultur, die Diskurse der Versöhnung entwickelt hat, eine zunächst als
unversöhnlich erscheinende Haltung einzunehmen und Nein zu sagen: Nein,
es kann keine Annäherung geben, solange die Leugnung aufrechterhalten wird.

 

Denn die Leugnung bezieht sich nicht
auf die Tat allein. Die Leugnung bezieht sich auf das west-armenische
Heimatland (Ostanatolien), auf die althistorische, die mittelalterliche und die
moderne armenische Kultur. Die Leugnung bezieht sich auf die Erinnerungen und
Erfahrungen der Armenier. Die Leugnung bezieht sich auf die armenische
Gegenwart.

 

So ist bis heute ein Gedenken an die
Opfer immer noch nicht möglich, ohne daß es konfrontiert ist mit der
aggressiven Geschichtspolitik der Türkei, die von den türkischen Medien und
Organisationen auch in Europa und in der Bundesrepublik getragen und propagiert
wird. »Es ist beunruhigend«, so Dr. Schawarsch Owassapian, Vorsitzender des
Zentralrats der Armenier in Deutschland, »dass ein aggressiver Nationalismus,
der nach den Schrecken des Nationalsozialismus aus Europa gebannt werden
sollte, nun über eine absichtsvoll unverarbeitet gebliebene türkische
Vergangenheit zurückzukehren droht. Die Realität dieses neuen alten
Nationalismus zeigt sich nicht zuletzt an der Möglichkeit, Menschen über eine
Leugnung des Genozids politisch zu mobilisieren, so wie wir es an den
Reaktionen auf die Resolution gesehen haben, die der Deutsche Bundestag im
Sommer des vergangenen Jahres zum Gedenken an die Opfer des Genozids
verabschiedet hat«.

 

So fordern wir heute die türkischen
Organisationen in Deutschland und die deutschen Parlamentarier mit türkischem
Migrationshintergrund dazu auf, mit einer kritischen Haltung zur politisch
institutionalisierten Leugnung ein Beispiel zu geben, damit der türkischen
Gemeinschaft in Deutschland nicht länger ein kritischer und reflektierter
Umgang mit der eigenen Geschichte verwehrt bleibt.

 

Der 24. April, an dem der Opfer des
Genozids an den Armeniern gedacht wird, an dem der radikale Verlust einer
Kultur und Geschichte betrauert wird, hat bis heute keinen adäquaten Platz in
den Geschichtsbüchern Europas erhalten. »Der Nationalismus und Rassismus, die
moderne und systematische Gewalt, die die Ermordung der Armenier begleiteten,
sind heute nahezu vergessen«, so Vartkes Alyanak von der Armenischen Gemeinde
zu Berlin. »Die Strukturen der Tat sind ebenso geleugnet, wie die Opfer, ja,
wie die armenische Gegenwart in der Geschichte und Gegenwart insgesamt.«

 

So stellt der 24. April nicht nur
die Frage nach der Anerkennung der armenischen Geschichte, sondern immer aufs
Neue auch eine Frage nach der Zukunft der armenischen Gemeinschaft.

 

Herzlich laden wir die Presse zu
unseren Gedenkveranstaltungen ein.

 

Kontakt:

Vartkes Alyanak

Tel.: 030 /
3049292, Mail: vartkes@freenet.de

 

Zentralrat
der Armenier in Deutschland e.V.

Frankfurt

20. April
2006