Großdemonstration türkischer Genozidleugner in Berlin

Nationalistische türkische Parteien und Vereine haben zu einer Großdemonstration in Berlin aufgerufen. Am 18. März wollen sie nicht nur an den ehemaligen türkischen Innenminister und Großwesir Talat Pascha – einem der Hauptverantwortlichen des Völkermords an den Armeniern während des 1. Weltkrieges – erinnern: Nachdem auch der deutsche Bundestag im Juni 2005 den Völkermord an den Armeniern in der Türkei anerkannt hat, versuchen die türkischen Genozidleugner durch Druck zu verhindern, dass in deutschen Schulbüchern über den Völkermord an den Armeniern aufgeklärt wird.

Die
Bewegung der türkischen Genozidleugner umfasst sowohl extrem
nationalistische, faschistische und islamistische Kreise als solche,
die sich als „Linke“ ausgeben. Zu den Galionsfiguren dieses Bündnisses
zählen der ehemalige Führer der zyprischen Türken, Rauf Denktasch und
der Chef der „Arbeiterpartei“ Dogu Perincek. In einem ersten Aufruf zur
Demonstration haben die Organisatoren unverhohlen damit gedroht, die
europäischen Städte in Flammen zu setzen, wenn die Europäer weiterhin
von der Türkei die Anerkennung des Völkermords verlangen sollten.

Die
deutschen Abgeordneten hatten sich trotz massiven Drucks seitens der
Türkei nicht davon abbringen lassen, in einer Plenarsitzung über das
Verbrechen an den Armeniern zu debattieren und eine Resolution
diesbezüglich zu verabschieden. Als Mitglieder der armenischen
Gemeinschaft in Deutschland haben wir es begrüßt, dass das Thema
Völkermord an den Armeniern auch in die Schulbücher aufgenommen wird.
Dies bedeutet einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung über das
Verbrechen des türkischen Staates an den Armeniern.

Es
ist sehr bedauerlich, dass türkische Vereine in Deutschland sich
ebenfalls der extrem nationalistischen Bewegung der Genozidleugner
angeschlossen haben und von einem „Widerstand der Demokraten“ sprechen.
Die Pflicht der türkischen Demokraten wäre es jetzt, sich eindeutig von
den Zielen und Forderungen der türkisch-nationalistischen
Genozidleugner zu distanzieren und sich im Sinne der
Bundestagsresolution für die Aufarbeitung des dunkelsten Kapitels der
türkischen Geschichte einzusetzen.

Der
Zentralrat der Armenier in Deutschland (ZAD) hat bereits an die
deutschen Politiker appelliert, Genozidleugnung in Deutschland
entschieden zu bekämpfen und sich nicht ihrem Druck zu beugen.
Fast
einem Jahr nach der denkwürdigen Debatte im Bundestag geht es heute
darum, dass die deutsche demokratische Öffentlichkeit alle Versuche,
die historischen Tatsachen zu leugnen und Druck auf die deutsche
Politik und Behörden auszuüben, entschlossen zurückweist.

Der
geplante Aufmarsch der türkisch-nationalistischen Genozidleugner in
Berlin ist deshalb nicht nur eine Provokation für alle Demokraten,
sondern auch eine Bewährungsprobe: Genozidleugnung darf in einem
demokratischen Europa keine Chance haben!