Wie der einst von der afghanischen Taliban an den buddhistischen Statuen von Baiman verübte barbarische Zerstörungsakt, zeugt die Vernichtung der Khatchkars (Kreuzsteine) und des Friedhofs von Djulfa von dem abgrundtiefen Hass gegenüber einer anderen Kultur und Religion. Trotz scharfer Proteste hat die Weltöffentlichkeit nicht entschieden genug reagiert, um der Vernichtungsaktion der aserbaidschanischen Armee und Behörden Einhalt zu gebieten.
Erst nach zunehmenden Protesten hat das Europäische Parlament im Februar 2006 eine Resolution „Über das kulturelle Erbe in Aserbaidschan" angenommen. Darin wurde nicht nur der Entsendung einer Mission, sondern auch, dass die aserbaidschanische Regierung erlaube, dass Experten sich um den Erhalt und den Schutz des archetektonischen Erbes, insbesondere des armenischen Erbes, auf seinem Territorium kümmern. Ferner wurde von der Regierung in Baku verlangt, dass eine Delegation des EP sich vor Ort ein Bild von den Zerstörungen machen kann.
Die aus 10 Mitgliedern der parlamentarischen Gruppe EU-Armenien zusammengesetzte Delegation soll im Rahmen ihres Besuchs vom 17. bis 21. April in Armenien gemäß der Entscheidung des EP auch nach Djulfa reisen. Dafür benötigt sie allerdings vorher eine Erlaubnis der aserbaidschanischen Behörden, also ausgerechnet jener Behörde, die für die Zerstörungen verantwortlich sind.
Der Zentralrat der Armenier in Deutschland begrüßt die Entsendung einer Delegation nach Djulfa. Zugleich bedauert es das lange Zögern der europäischen Institutionen, denn obwohl die Zerstörungsaktionen der aserbaidschanischen Behörden und Armee wohl dokumentiert sind, wurden keine ernsthaften Maßnahmen unternommen, um die Regierung in Baku zu Beendigung der Barbarei in Djulfa zu bewegen. Die Ereignisse in Djulfa stellen nicht nur eine schweren Akt staatlichen Vandalismus dar, sondern auch eine Provokation gegen das armenische Volk und sein Kulturerbe.
Zentralrat der Armenier in Deutschland e.V.
Frankfurt
11. April 2006