Gedenken zum 110. Jahrestag des Völkermords an den Armeniern

Anlässlich des 110. Jahrestags des Völkermords an den Armeniern im Osmanischen Reich fanden am 24. und 26. April 2025 zwei zentrale Gedenkveranstaltungen in Berlin und Frankfurt statt. Die Gedenkfeier in Berlin wurde im Abgeordnetenhaus abgehalten, während die Veranstaltung in Frankfurt – wie in jedem Jahr – in der historischen Paulskirche stattfand. Veranstalter waren der Zentralrat der Armenier in Deutschland (ZAD) und die Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland.

Im Berliner Abgeordnetenhaus eröffnete ZAD-Vorsitzender Jonathan Spangenberg die Gedenkveranstaltung. Eine Videobotschaft von Cornelia Seibeld, Präsidentin des Abgeordnetenhauses, und die Gedenkrede von Bundesminister Cem Özdemir betonten die Bedeutung von Erinnerung, Verantwortung und Bildung. Özdemir forderte die Aufnahme des Themas in Schulcurricula sowie eine konsequente Umsetzung der Bundestagsresolution von 2016. Musikalisch begleitet wurde die Zeremonie von Karine Gilanyan (Klavier) und Narine Yeghiyan (Sopran). Den Abschluss bildete ein Fürbittgebet und ein Gedenkwort von Bischof Serovpé Isakhanyan, Primas der Armenischen Kirche in Deutschland.

In der traditionsreichen Frankfurter Paulskirche wurde zwei Tage später – wie in jedem Jahr – der Opfer des Völkermords gedacht. Nach einem Grußwort von Stadtkämmerer Bastian Bergerhoff kritisierte Jonathan Spangenberg in seiner Rede das fortgesetzte Schweigen deutscher Spitzeninstitutionen: Weder der Bundespräsident noch die Bundesregierung oder der Bundestag – mit Ausnahme von Bundesminister Özdemir – hätten ein Wort des Gedenkens an die armenische Gemeinschaft in Deutschland gerichtet. In Bezug auf die gewaltsame Vertreibung der Armenier aus Bergkarabach sowie die weiterhin in Baku festgehaltenen armenischen Geiseln wies Spangenberg eindringlich auf Deutschlands Verpflichtungen im Rahmen der UN-Völkermordkonvention hin. Er forderte die sofortige Freilassung der mindestens 23 armenischen Geiseln sowie die Unterstützung Deutschlands bei einer strafrechtlichen Verfolgung des aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew vor dem Internationalen Strafgerichtshof.

Die Schauspielerin Anna Pfingsten Sahagian trug einen bewegenden Überlebendenbericht vor. In seiner Gedenkrede beleuchtete der Völkerrechtler Prof. Dr. Luchterhand das Versagen der internationalen Staatengemeinschaft angesichts der Vertreibung der Armenierinnen und Armenier aus Arzach (Bergkarabach). Dabei machte er auch auf die Mitverantwortung Deutschlands aufmerksam.  Mit Komitas-Kompositionen und armenischen Volksliedern gestalteten Maria Khachadourian Spangenberg und Talin Jobanian eine Atmosphäre stiller Würde, musikalischer Erinnerung und lebendiger armenischer Gegenwart.
Bischof Isakhanyan schloss mit einem Gedenkwort beide Gedenkveranstaltungen und einem Fürbittgebet, das Hoffnung und Verantwortung in den Mittelpunkt stellte und zum Schutz des bedrohten armenischen Kulturerbes aufrief.

Bilder von der Gedenkveranstaltung Berlin
 

Bilder von der Gedenkveranstaltung Frankfurt
 

Rede Jonathan Spangenberg in der Paulskirche
 

Rede Prof. Luchterhand in der Paulskirche

Wir möchten Sie gerne darauf hinweisen, dass bis Ende Mai im Berliner Gorki Theater anlässlich des 110. Gedenkens an den Völkermord an den Armeniern das Kulturfestival „100 +10 Armenian Allegories“ stattfindet. Mehr erfahren Sie hier: 
https://www.gorki.de/de/100plus10