Unser Verlust ist groß – Wir trauern um unseren Freund Ralph Giordano "Die Welt hat heute Morgen keine Ähnlichkeit mehr mit der von gestern.“ Diese bewegenden Worte stammten vom jungen armenischen Wissenschaftler Dr. Mihran Dabag, die er am Tag nach der Ausstrahlung der Dokumentation "Die armenische Frage existiert nicht mehr" am 21. April 1986 im ARD an Ralph Giordanos richtete. Es war bis dahin die erste Dokumentation überhaupt zu diesem Thema gewesen. Sie veränderte das armenische Leben in Deutschland. Ralph Giordano hatte ein Tabu gebrochen. Er hatte sich nicht von den Morddrohungen einschüchtern lassen und dem immensen Druck nachgegeben, der seitens türkischer Rechtsradikaler und 30 000 demonstrierender nationalistischer Türken gegen ihn und den WDR ausgeübt wurde. Er hatte sich nicht den Versuchen des türkischen Konsulats und Ankaras gebeugt, die Sendung aus dem Programm zu nehmen. Seine Menschenliebe, sein Gerechtigkeitsempfinden und sein unermüdlicher Einsatz für verfolgte Gemeinschaften ließen keinen Kompromiss, kein Nachgeben, kein sich beugen vor dem Unrecht zu. Geprägt durch seine Verfolgungserfahrungen als Jude durch die Nationalsozialisten wurden der Antisemitismus und Rechtsradikalismus seine Lebensthemen, die er in seinen autobiografischen Werken "Die Bertinis", und „Erinnerungen eines Davongekommenen“ der Nachwelt vermachte. Anteil nahmen wir aber auch an seiner Lebensfreude, seiner steten Neugier und seiner Liebe zu Tieren u.a. in seinem literarischen Werk „Der Wombat“. Ralph Giordano war eine moralische Instanz, ein Freund des armenischen Volkes und ein unermüdlicher Streiter für die Verfolgten und Unterdrückten dieser Welt. Er verstarb gestern am 10.12.2014 im Alter von 91 Jahren. Unsere Trauer und unser Schmerz sind groß. Doch in unseren Herzen und in der Erinnerung der armenischen Gemeinschaft in Deutschland wird er ewig weiterleben. In stiller Trauer.