Schöningen. 30 junge Armenier in Alter von 16 bis 25 Jahren aus ganz Deutschland trafen sich am vergangenen Wochenende in der Jugendherberge in Schöningen. Ziel des dreitägigen Treffens war es, gemeinsam auf den Spuren der eigenen und der Kultur der Wahlheimat zu wandeln.
„Die Armenier blicken auf 5000 Jahre Geschichte zurück. Daher wählen wir für unsere Jugendtreffs auch immer Städte mit herausragender kultureller und historischer Bedeutung aus. Und hier darf Schöningen natürlich nicht fehlen“, erklärte Azat Ordukhanyan, Historiker und Vorsitzender des Zentralrats der Armenier (ZAD) in Deutschland.
Organisiert wurde das Treffen vom Ausschuss Junger Armenier des ZAD. In Vorträgen und Workshops tauchten die jungen Menschen in ihre armenische Kultur ein und stießen hierbei auf so manche Gemeinsamkeit mit ihrer Wahlheimat.
„Heute haben wir beispielsweise einen Vortrag über den armenischen Buchdruck gehört, der 500 Jahre alt ist. Überrascht hat uns auch, dass das Nikolausfest auf Kaiserin Theophanu zurückzuführen ist, eine der mächtigsten Frauen des Mittelalters, Ehefrau von Kaiser Otto II und Armenierin“, berichtete Yeksa Bakircian, die seit einem halben Jahr im Vorstand des Jugendausschusses vertreten ist.
Der junge Frau liegt es besonders am Herzen, dass sich junge Armenier, obwohl schon in Deutschland geboren, in ihrer Wahlheimat nicht fremd fühlen. „Wir leben nicht in einem Wiederspruch, sondern in einer christlichen Gemeinschaft mit armenischen Spuren“, erklärte die 18-Jährige, die sich ebenfalls das Ziel gesetzt hat, dabei zu helfen, diese historischen und kulturellen Spuren transparent zu machen, um so auch den interkulturellen Austausch zu fördern.
Einerseits gehe es um die Bewahrung der armenischen Traditionen und Werte, die Pflege der Sprache sowie die Erhaltung und Fortentwicklung der armenischen Kultur, andererseits aber auch um jenen interkulturellen Dialog und das Wissen um die Kultur und Traditionen der Wahlheimat. Hierbei stehe stets die aktive Wissensweitergabe im Vordergrund.
„Uns ist es wichtig, dass die jungen Menschen die Themenschwerpunkte selbstständig erarbeiten. An diesem Wochenende sind so ein Tanz, ein Song und ein Bild entstanden, das für den Schöninger Bürgermeister Henry Bäsecke bestimmt ist2, erklärte Dr. Asbed Aintablian, Jugendbeauftragter des ZAD. „Quasi ein kleines Dankeschön füe die Gastfreundschaft“, ergänzte Mitorganisatorin Sona Hakobyan.
Ein kleines Stück Armenien bleibt also in Schöningen, während die jungen Armenier viel Wissen um die Region Schöningen mitnehmen.
Von Melanie Sprecht
BRAUNSCHWEIGER ZEITUNG, 12. Juni 2012