Diese Maxime stellte der SPD-Politiker Bernhard von Grünberg in den Fokus seiner Gedenkrede zum 97. Jahrestag des türkischen Völkermords an den Armeniern. In Frankfurt gedachten die Nachfahren der 1,5 Millionen Opfer von 1915 ihrer Toten, der Zentralrat der Armenier in Deutschland (ZAD) hatte zur zentralen Gedenkfeier in die Paulskirche geladen. Die Armenier fordern die rechtlich verbindliche Anerkennung des Völkermords durch den Deutschen Bundestag und sie fordern, die Leugnung anerkannter Völkermorde unter Strafe zu stellen. Diese Forderung übernimmt auch von Grünberg in seiner Gedenkrede:
„Da das Leugnen des Holocaust in Deutschland strafbar ist, muss auch das Leugnen des Genozids an den Armeniern strafbar werden. In diesen Fragen darf es keine Ungleichbehandlung geben.”
Bei der Verfolgung und dem Genozid an den Armeniern, so Bernhard von Grünberg, lief alles ganz ähnlich ab, wie später bei der Judenverfolgung in Deutschland. Nicht umsonst habe sich Adolf Hitler bei seinen Untaten auf die Ermordung der Armenier berufen. Der Redner betonte die besondere deutsche Verantwortung bei diesem Thema und stellte die Frage:
„Wie will die bundesdeutsche Gesellschaft das geschichtliche Erbe ihrer armenischen und armenisch-stämmigen Mitbürgerinnen und Mitbürger aufnehmen? Wie will und muss die Politik damit umgehen?“
Daraus leitet er die Forderung ab, die deutsche Bildungspolitik und den Geschichtsunterricht an deutschen Schulen grundsätzlich zu erneuern:
„Wir brauchen eine völlig neue Sichtweise auf die beiden letzten Jahrhunderte, eine aus dem Blickwinkel europäischer Politik – oder vielmehr: der immer schon interkulturellen Erfahrungen der Menschen, von denen auch die geschriebene Geschichte handeln sollte.“ Das Thema Völkermord gehört, fordert der Politiker, in die Schulen.
Ohne Erinnern gibt es keine Zukunft, so sein Fazit.
„Der Respekt und die Anerkennung vor den anderen Kulturen und religiösen Hintergründen muss unsere neue deutsche Identität sein.“
Grünberg fordert von Deutschland „Eindeutigkeit“ in der Frage des Völkermords an den Armeniern. Und er beharrt darauf, dass auch die Europäische Union auf die Türkei eingewirkt, dass sie
„im Verbund der europäischen Rechtsstaaten nur dann einen Platz finden kann, wenn eine gründliche und aufrichtige Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte stattgefunden hat“.
Mit freundlichen Grüßen
Vorstand des Zentralrats der Armenier in Deutschland
Frankfurt am Main
25.04.2012