OFFENER BRIEF. An die Staatsministerin im Auswärtigen Amt Frau Cornelia Pieper

Sehr geehrte Frau Ministerin, Wie wir gerade erfahren, werden Sie für zwei Tage Armenien besuchen. Wir sind sicher, dass das Protokoll auch einen Besuch am Völkermord-Mahnmal Zizernakaberd vorsieht. Werden Sie dort im deutschen Namen einen Kranz niederlegen? Und werden Sie damit der Opfer des Genozids gedenken – oder doch nur wieder die Fragen stellen, die international längst beantwortet sind?

Wir wünschen uns sehr, dass Sie die Mahnungen des Deutschen Bundestags von 2005 ernst nehmen. Wir wünschen uns sehr, dass Sie in Jerewan ein Zeichen der Versöhnung setzen, indem sie den Opfern Ihren Respekt erweisen. Denn, da sind wir sicher, Versöhnung ist nur möglich auf der Basis von Respekt und Anerkennung.

Vor wenigen Monaten hat der französische Präsident Armenien bereist. Er hat eine klare Position bezogen und daraus seine konkrete Politik abgeleitet: Die Leugnung von Völkermorden muss strafrechtlich verfolgt werden. Sein Gesetz muss zwar nach dem Spruch des Verfassungsrats, der ein rein politisches Gremium ist, neu formuliert werden. Dennoch bleibt es wegweisend und sollte auch die deutsche Politik zum Umdenken bringen. Nutzen Sie Ihren Besuch in Armenien, um endlich auch hierzulande die Weichen in Richtung Anerkennung zu stellen.

Mit den besten Wünschen für eine erfolgreiche Reise

Azat Ordukhanyan

Vorsitzender des Zentralrats der Armenier in Deutschland

Frankfurt am Main

16.04.2012