Von Aachen nach Armenien und zurück

Aachen. Die haben's in den Armen, die Armenier. Meint zumindest Azat Ordukhanyan, Vorsitzender des Zentralrats der Armenier in Deutschland (ZAD). «Armenier sind sehr, sehr stark», sagt er, lächelt, und listet auf: Arthur Abraham, Ex-Box-Weltmeister, Susi Kentikian, ungeschlagene Boxerin im Fliegengewicht, und natürlich Patrik Baboumian, «der stärkste Mann Deutschlands».

Letzterer zeigte seine Muckis nun in Aachen. Denn der Ausschuss Junge Armenier des ZAD veranstaltete sein Winterjugendtreffen in der Kaiserstadt, zu dem 50 junge Menschen mit armenischen Wurzeln aus ganz Mit dabei war eben auch Stargast Baboumian, der wie die anderen zwar Deutscher ist, aber einen armenischen Hintergrund hat.

Doch in der Aachener Jugendherberge wurde nicht nur was für die Arme, sondern auch was für's Köpfchen geboten: Man wolle den Nachwuchs an die armenische Tradition heranführen, sagt Ordukhanyan, mit Workshops etwa, Vorträgen, Diskussionen. Zu Aachen gebe es einige Verbindungen. Zum Beispiel: Armenien - Aachen - Andreas Arzruni, ein Mineraloge, lange Zeit an der RWTH tätig und Namensgeber eines Minerals. Und im Mittelalter, da sei ja auch Otto III., Sohn der armenischen Kaiserin Theophanu und Ottos II., in Aachen gekrönt worden.

Wobei das gut 1000 Jahre her ist. Erst sechs Jahre hingegen hat die Armenische Gemeinde in Aachen auf dem Buckel. Ihr Vorsitzender, Razmik Avakian, schätzt die Zahl der in der Städteregion lebenden Armenier auf 300, 70 davon seien Teil der Armenischen Gemeinde Aachen.

Unterschiedliches Leben

Die Sache ist die: «Das Armenische Leben ist sehr unterschiedlich auf der ganzen Welt», sagt Avakian. Denn nach dem Völkermord 1915 im Osmanischen Reich hätten viele Armenier die Flucht ergriffen aus ihrer Heimat. Und so treffen sich in Aachen zwei Mal im Monat im Mehrgenerationenhaus an der Wilhelmstraße Neu-Aachener aus unterschiedlichen Staaten, aus dem Iran, der Türkei, oder dem Libanon. Was macht man da so? «Wir haben versucht, Armenisch-Unterricht anzubieten, aber auch Tänze, Vorträge und Städtereisen», erläutert Avakian.
 
Von Christopher Gerards

21.12.2011, Aachener Nachrichten