BARBARISCHER AKT GEGEN DIE VERSÖHNUNG. Armenier verurteilen Abriss eines Friedensdenkmals

Mit brutaler Offenheit demonstriert der türkische Ministerpräsident Erdogan in diesen Tagen, was er von einer Annäherung zwischen Türken und Armenier hält: Nichts. Er lässt ein Friedensdenkmal des Künstlers Mehmet Aksoy in der Stadt Kars abreißen, das erste zarte Signale der Versöhnung hinüber ins benachbarte Armenien senden sollte.

Der Zentralrat der Armenier in Deutschland (ZAD) verurteilt die Abrissverfügung aufs Schärfste. „Mit diesem barbarischen Akt unterstreicht Ankara einmal mehr, dass es an einer Versöhnung nicht interessiert ist“, kommentiert der Vorsitzende Azat Ordukhanyan. Auch 96 Jahre nach dem osmanischen Völkermord an den Armeniern bleibt dieses Thema ein ehernes Tabu der türkischen Politik. Ordukhanyan: „Ohne eine Anerkennung des Völkermords von 1915 durch Regierung und Parlament der Türkei wird eine Versöhnung nicht möglich sein. Wenn Opfer- und Tätergemeinschaft wirklich Versöhnung finden sollen, kann das nur auf der Basis von Wahrheit und Respekt geschehen.“ Mit dem Abriss des Friedensdenkmals von Kars wird nun jede Hoffnung zerstört, dass Ankara in absehbarer Zeit den Weg einer friedlichen Aufarbeitung der eigenen Geschichte gehen wird. Dabei war dieses 2008 errichtete Denkmal keineswegs dem Völkermord gewidmet, seine Aussage einer vorsichtigen Annäherung der Völker blieb inhaltlich vage. Selbst das war der Regierung in Ankara aber schon zu viel.
 
Der ZAD betont, dass gerade vor dem Hintergrund dieser jüngsten türkischen Genozidleugnung die armenische Forderung nach einem Völkermordmahnmal in Berlin ein erhebliches Gewicht bekommt: Die Armenier dürfen, so der Vorsitzende, nicht trauern, wo ihre Vorfahren ermordet worden sind. „Aber wir brauchen hier, in der erzwungenen Diaspora, einen Ort der Erinnerung, einen Ort, an dem wir Blumen ablegen und uns die Toten ins Gedächtnis rufen können.“ Deutschland als engster Verbündeter des damaligen osmanischen Reichs hat dem Völkermord zugeschaut, hat jede Hilfe verweigert, hat ein Jahrzehnt andauerndes Schweigekartell zu diesen Ereignissen aufgebaut. Ordukhanyan: „Aus gemeinsamer Verantwortung für unsere Geschichte ist ein solches Mahnmal  zwingend wünschenswert. Es soll bis zum Jahre 2015, wenn wir den 100. Gedenktag für die Opfer des Genozids werden begehen müssen, im Blickfeld des Berliner Reichstags errichtet sein.“ 

Vorstand des Zentralrats der Armenier in Deutschland

Frankfurt am Main, den 27.04.2011