Ex-Kanzler Schröder bagatellisiert Völkermord

Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder bagatellisiert in einem Zeitungsinterview, (Peiner Allgemeine Zeitung, 26.2.2011), den osmanischen Völkermord an den Armeniern und stellt damit der Türkei ungefragt einen Persilschein aus.

Der Zentralrat der Armenier in Deutschland (ZAD) übt heftige Kritik am Alt-Kanzler: „Wir fordern endlich die formale Anerkennung des Genozids von 1915, damit solche Verharmlosungen nicht mehr möglich sind. Wenn der ehemalige Bundeskanzler Schröder von ‚Vorgängen' spricht, die man nicht Holocaust nennen dürfe, weil das auf eine Relativierung des deutschen Völkermords an den Juden hinauslaufe, ist das zynisch und verlogen.

Gerade die Deutschen sollten aus ihrer historischen Erfahrung gelernt haben, sensibler mit dem Thema Völkermord umzugehen." Nicht zufällig sei dieses Interview genau zum Besuch des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan in Deutschland terminiert. Der ZAD-Vorsitzende Azat Ordukhhanyan macht darauf aufmerksam, dass Christen in der Türkei bis heute verfolgt und drangsaliert werden: „Gerhard Schröder verweist zwar darauf, dass die historischen Stätten der klassischen Antike oder der Bibel in der heutigen Türkei liegen. Er verschweigt dabei aber wissentlich, dass die Christen in der heutigen Türkei bis auf eine verschwindend winzige Minderheit ausgerottet wurden und dass die Repressionen gegen Christen bis heute andauern." So würden etwa die vielen Morde der vergangenen Jahre an Christen in der Türkei bis heute weder verfolgt noch gar aufgeklärt: „So wie Schröder Herrn Putin seinerzeit einen lupenreinen Demokraten nannte, so erklärt er nun die Türkei zu dem einzigen Staat, der den Islam glaubwürdig mit westlichen Werten der Aufklärung und Demokratie verbinde. Aber ist das wirklich so?

Jeden Tag werden dort die Menschenrechte verletzt. Jeden Tag wird die Religionsfreiheit mit Füßen getreten. Jeden Tag, den die Türkei den Völkermord und damit die eineinhalb Millionen Opfer verleugnet, wird die Menschenwürde geschändet. Das nennen Sie vorbildhaft, Herr Schröder?" Die in Deutschland lebenden Armenier sind, so der ZAD, fassungslos: „Wir verstehen das wirtschaftliche Interesse des Herrn Schröder an Pipelines und aserbeidschanischem Öl, aber wir verwahren uns entschieden dagegen, dass diese Lobbyarbeit auf unserem Rücken ausgetragen wird."

Mit freundlichen Grüßen

Vorstand des Zentralrats der Armenier in Deutschland

Frankfurt am Main

28.02.2011