Linksabgeordneter Hakki Keskin erkennt die Bundestagsresolution vom Juni 2005 endlich an – Bodo Ramelow verweigert eine Entschuldigung für seine infame Unterstellung

Nach den wochenlangen Protesten gegen den Bundestagsabgeordneten der Linken, Prof. Hakki Keskin, ist es auf der Klausurtagung in Bremen zu einer Wende gekommen: Nach Angaben des Fraktionssprechers, Hendrik Thalheim (Berliner Zeitung, 11.01.07), des stellvertretenden Vorsitzenden der Fraktion, Bodo Ramelow und auch der türkischen Zeitung „Sabah“ ( 13.01.07) bekannte sich der ehemalige Vorsitzende der „Türkischen Gemeinde in Deutschland“ (TGD) genauso wie die übrigen Fraktionsmitglieder zu der Bundestags-Resolution vom 16. Juni 2005.

Alle
Fraktionen des Bundestages sowie die PDS Abgeordneten hatten damals „im
Gedenken an die Opfer von Gewalt, Mord und Vertreibung, unter denen das
armenische Volk vor und während des Ersten Weltkrieges zu leiden hatte" einer
Resolution zugestimmt, in der „die Taten der jungtürkischen Regierung des Osmanischen
Reiches, die zur fast vollständigen Vernichtung der Armenier in Anatolien
geführt haben", verurteilt wurde. «Der Bundestag hat festgestellt, dass es
einen Völkermord und schreckliche Gräueltaten gegeben hat», sagte Ramelow nach
der Beschlussfassung auf der Klausurtagung in Bremen.

Unter dem
Vorsitz von Prof. Hakki Keskin hatte die TGD 2005 im Vorfeld der Debatte im
Bundestag eine Kampagne geführt, um die Annahme dieser Resolution  zu verhindern. Den Bundestagsabgeordneten
warf die TGD damals in einer Presseerklärung vor, sie sei „der Propaganda der
Diasporaarmenier erlegen". Wir begrüßen es, dass Prof. Keskin seine
ursprüngliche Ablehnung der Resolution aufgegeben und eingesehen hat, dass die
Aner-kennung der historischen Tatsachen unumgänglich ist. Die armenische
Gemeinschaft in Deutschland wird aber auch in Zukunft genau auf die Äußerungen
Keskins im Zusammenhang mit dem Völkermord achten. 

Wir
erwarten von der TGD und anderen türkischen Organisationen, die sich in den vergangenen
Tagen mit Keskin solidarisiert hatten, dass sie nun dem Beispiel Prof. Keskins
folgen und endlich mit einer offenen und kritischen Auseinandersetzung mit der
türkischen Geschichte beginnen. Es ist höchste Zeit, dass die in Deutschland
lebenden Türken sich der historischen Wahrheit öffnen und das Verbrechen am
armenischen Volk verurteilen. Der Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk, aber
auch andere mutige türkische Intellektuelle und Wissenschaftler wie Taner
Akcam, Fatma Müge-Göcek, Ragip Zarakolu oder Elif Shafak sollten ihnen dabei
als Vorbild dienen.

In den
vergangenen Wochen haben zahlreiche türkische Demokraten die Forderungen der
armenische Gemeinschaft in Deutschland offen und deutlich unterstützt. Der ZAD
bedankt sich ganz ausdrücklich für ihre Solidarität. Wir sind zuversichtlich,
dass die Zahl der türkischen Demokraten, die den Völkermord anerkennen und die
offizielle türkische Geschichtsdarstellung als unglaubwürdig zurückweisen,
weiter wachsen wird. Diesen Prozess der Wahrheitsfindung, der inzwischen auch
in der Türkei begonnen hat, haben wir immer unterstützt und werden es auch in
Zukunft tun.

In den
vergangenen Wochen hat der stellvertretende Vorsitzende der Fraktion,  Bodo Ramelow, durch zahlreiche absurde
Äußerungen und infame Unterstellungen, zu einer Eskalation der Debatte
beigetragen. Dem ZAD warf er vor, die Opfer des Völkermordes zu
„instrumentalisieren". Der ZAD besteht weiterhin darauf, dass Bodo Ramelow,
sich für diese kränkende Äußerung entschuldigt.

 

Zentralrat der
Armenier in Deutschland
Frankfurt am
Main, 15.01.2007