ZENTRALE GEDENKFEIER für die Opfer des Genozids an den Armeniern

Am 22. April 2007 findet in der Paulskirche zu Frankfurt am Main um 16.00 Uhr die zentrale Gedenkfeier für die Opfer des Genozids an den Armeniern statt. Geladen sind Vertreter aus Politik, Kultur und Wissenschaft.

ZENTRALE GEDENKFEIER

für die

Opfer des Genozids an den Armeniern

22. April 2007, 16.00 Uhr

in der

Paulskirche zu Frankfurt am Main

 

 

Die Gedenkreden werden gehalten von Herrn Fritz Kuhn, Vorsitzender der
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, und von dem Historiker Prof. Dr. Jörn Rüsen, Präsident des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen.
Sprechen wird außerdem Frau Karine
Kazinian, Botschafterin der Republik Armenien. Künstlerisch gestaltet wird
die Gedenkfeier von dem Violinisten Sergey Khachatryan, der Pianistin Lusine
Khachatryan sowie den Schauspielern Regine Vergeen und Heinrich Giskes.

 

Weitere Gedenkfeiern in Berlin
und Köln

In Berlin
lädt die armenische Gemeinde am 24. April um 18.00 Uhr zu einer Gedenkfeier in
die Französische Friedrichstadtkirche
(Französischer Dom) am Gendarmenmarkt ein. Ansprachen werden von
Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert und
von Prof. Dr. Jan Philipp Reemtsma
(Hamburger Institut für Sozialforschung), gehalten.

 

Die
Armenische Gemeinde zu Köln gedenkt am 24. April 2007 um 19.00 Uhr in der
Kirche „Groß St. Martin" zu Köln (An Groß St. Martin, 50667 Köln) der Opfer des
Genozids. Die Gedenkreden halten Herr
Josef Müller, Bürgermeister der Stadt Köln, Herr Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg MdL in Vertretung der
Landtagspräsidentin von Nordrhein-Westfalen sowie der Schriftsteller und
Journalist Henryk M. Broder.

 

Ein
Tag des Gedenkens, ein Tag der Herausforderungen

 

Am
24. April 1915 veranlasste die jungtürkische Regierung des Osmanischen Reiches
die Verhaftung, Deportation und Ermordung armenischer Künstler, Schriftsteller,
Politiker und weiterer Repräsentanten des öffentlichen Lebens in
Konstantinopel. Dieses Datum ist zum weltweiten Gedenktag für die Opfer des
Völkermords der Jahre 1915/16 an den Armeniern geworden.

Auch
in diesem Jahr stellt der 24. April die armenische Gemeinschaft vor zwei
Herausforderungen: Die eine betrifft die Frage nach den Möglichkeiten und
Formen des Gedenkens angesichts der immer noch politikmächtigen, staatlich
verordneten Leugnung durch die Türkei - eine Leugnung, die leider auch von den
türkischen Medien und Institutionen in Deutschland propagiert wird. Der
Völkermord, der 1,5 Millionen Tote verursachte und das Leben der Armenier in
ihrer historischen Heimat Westarmenien radikal beendete, wird als
„Armenierkontroverse" erklärt, das Erinnern der Armenier als eine politische Perspektive diffamiert. „Die
armenische Gemeinschaft in Deutschland macht noch immer die bittere Erfahrung",
so der Vorsitzende des Zentralrats der Armenier in Deutschland Dr. Schawarsch
Owassapian, „dass ihre Geschichte aufgrund politischer Drohungen und
Rücksichtnahmen verzerrt wird. Es ist daher notwendig, dass die Geschichte des
Völkermords an den Armeniern, die eng mit der europäischen und insbesondere der
deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert verwoben ist, endlich Thema des
Geschichtsunterrichts an den Schulen wird."

Die
zweite Herausforderung betrifft die Frage nach der Weitergabe der Erinnerung an
die nachfolgenden Generationen. Wie ist den eigenen Kindern zu erzählen, dass
sie in Familien hineingeboren wurden, die es nicht nur nie mehr geben sollte,
sondern deren Erinnerungen heute sogar als eine Störung, ja als eine
Provokation erscheinen?

Die
armenische Gemeinschaft ist damit konfrontiert, hier in Europa, in einer Kultur
der Versöhnung, eine als unversöhnlich erscheinende Haltung einnehmen zu
müssen. Denn wie ließe sich eine Versöhnung angesichts von Leugnung und
Revisionismus gestalten; eine Versöhnung, die den Verzicht auf die Erinnerung,
auf die Tatsächlichkeit der Erfahrung und auf die Wahrheit der Geschichte zur
Bedingung machen würde? „Ein Dialog der Versöhnung, der die Einwilligung zum
Vergessen einholt", so Vartkes Alyanak von der Armenischen Gemeinde zu Berlin,
„kann nur mit einem Nein beantwortet werden."

„Die
Leugnung als letzte Phase des Genozids" forderte ihr Opfer auch im Januar
dieses Jahres, als der armenische Journalist Hrant Dink auf offener Straße in
Istanbul ermordet wurde.

Wir fordern
heute die türkischen Organisationen in Deutschland und die deutschen
Parlamentarier mit türkischem Migrationshintergrund dazu auf, den engen
Zusammenhang von Leugnung und politischer Mobilisierung zu durchbrechen, die
Türkei zu einer vorbehaltlosen Aufarbeitung der eigenen Geschichte aufzurufen
und nicht länger zu einer Kontinuierung der staatlich verordneten Geschichtsbilder
beizutragen.

Wir fordern
dazu auf, Akzeptanz und Respekt gegenüber dem Recht der Armenier zu entwickeln,
ihre Geschichte zu bezeugen.

Der 24.
April gibt einen symbolischen Raum für das Erinnern an eine Geschichte, die
1915 ebenso radikal wie absolut beendet werden sollte.

Herzlich
laden wir Vertreter der Medien zu unseren Gedenkveranstaltungen ein.

 

Kontakt: Dr. Schawarsch Owassapian, Tel.: 06138 / 6231, Mail: owassapian@t-online.de